Jan 2023

Heißes Wasser im Ayurveda – so einfach wie wirksam

Heißes Wasser im Ayurveda: Geheimtipp oder weit verbreitet? Warmes oder heißes Wasser zu trinken war für mich früher keine Option – wo es doch bei uns so viele verschiedene, auch alkoholfreie Getränkemöglichkeiten gibt, warm und kalt. Bis vor 4 Jahren ... ich lernte den Ayurveda kennen. Und damit die ayurvedische Morgenroutine. Das Trinken von warmem Wasser am Morgen hat im Ayurveda einen ganz festen Platz. Bei mir inzwischen auch. Das heiße Wasser gehört bei mir zu den nicht-verhandelbaren Teilen meiner Morgenroutine. Egal wo ich bin! Das geht auch in jedem Hotel, auf dem Campingplatz oder wenn ich bei Freunden oder der Familie übernachte. Mein Quick-Tipp - ohne dogmatisch zu werden: du kannst dir am Abend im Wasserkocher dein Wasser aufkochen und in eine Thermoskanne umfüllen. So hat es am nächsten Morgen, die ideale Trinktemperatur und du hast, ohne dass du morgens etwas vorbereiten müsstest, deine erste ayurvedische Morgenroutine. Beginne anfangs mit einem Glas warmem Wasser. Mit der Zeit erhöhe gern die Trinkmenge auf einen halben Liter. Wenn dir heißes Wasser alleine nicht schmeckt, kannst du etwas frische Zitrone, Ingwer oder Kräuter hineingeben.

Ein paar Fakten zum Wasser

Wasser

Wasser ist die Essenz des Lebens, die ganze Welt ist daraus gemacht.

Bhavamishra (in Bhavaprakasha, Purvakhanda 6.13)

Unser menschliches Gehirn besteht zu 85 % aus Wasser.

Im Laufe unseres Lebens nimmt der Anteil an Wasser im Körper ab:  Säuglinge bestehen zu 90 % aus Wasser, Kinder zu 70 %, Erwachsene zu etwa 65 % und bei alten Menschen reduziert sich der Wasseranteil auf 60 %.

Knapp 900 Mio. Menschen in den Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu sauberem Wasser!

Wasser transportiert Nährstoffe zu den Zellen, entsorgt Stoffwechselabfallprodukte über die Nieren und unterstützt die Regulierung unserer Körpertemperatur. Es wird allgemein empfohlen, zwei Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken. Wasser ist demnach unser wichtigstes Lebensmittel!

Wusstest du, dass in der Höhe Wasser bei niedrigeren Temperaturen kocht als auf Meereshöhe? Auf dem Mount Everest z.B. bereits mit 70° C.

Wusstest du, dass heißes Wasser schneller gefrieren kann als kaltes? (Ich habe es auch jetzt erst gelesen) Man nennt es den MPEMBA-Effekt.

 

Während alle Elemente mit sinkender Temperatur dichter und schwerer werden, wird Wasser, die Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff, ab dem Gefrierpunkt durch Lufteinschlüsse leichter und schützt somit die Flora und Fauna unterhalb der Eisdecke vor dem Erfrieren. Beim Übergang zu Eis wird Kristallisationswärme frei und beim Übergang in den gasförmigen Zustand werden große Energiemengen benötigt (Verdampfungswärme). So werden Temperaturschwankungen auf der Erde wie im Lebewesen abgepuffert und erst dadurch werden grundlegende Lebensvoraussetzungen geschaffen.

Quelle: Ayurveda Journal

Was die alten ayurvedischen Schriften zum Wasser sagen

In der Caraka Samhita, einer der bedeutendsten ayurvedischen Schriften, wird beschrieben, dass gutes Wasser Regenwasser, Brunnenwasser, fließendes Wasser oder Teichwasser sein kann. Heute können wir in Deutschland auch das Leitungswasser dazuzählen.

Wasser hat die Eigenschaften (Gurvadi Gunas) leicht, nicht rau, nicht schleimig, klar und flüssig und die Geschmacksrichtungen süß, leicht astringent (zusammenziehend). Wasser wirkt Ama (Stoffwechselprodukte, Toxine) reduzierend – daher optimal, um Ama auszuleiten. Deshalb ist warmes Wasser eine super einfache, aber so wirksame Reinigungsmaßnahme und du kannst es easy in deine ayurvedische Tagesroutine aufnehmen – ohne großen Aufwand.

Warum wir im Ayurveda heißes Wasser trinken

Der Ayurveda geht davon aus, dass durch das Abkochen das Wasser mehr Energie erhält. Es ist bereits leicht daran zu erkennen, wie kochendes Wasser vor sich hin brodelt. Das Wasser wird gereinigt, Kalk verdampft und das Wasser verändert durch das Abkochen auch seine Struktur, da sich die Wassermoleküle trennen, aufspalten und so leichter in die Zellzwischenräume gelangen. Die Wassermoleküle können dadurch wasserlösliche Schlacken leichter abtransportieren, Energie besser speichern und dann dem Körper abgeben. Worüber sich besonders die beiden kühlen Doshas Vata und Kapha freuen. Somit kannst du mit dieser kleinen und kostengünstigen ayurvedischen Routine bereits so viel Gutes für deine Gesundheit und Wohlbefinden erreichen.

Morgenroutine mit warmem Wasser an einem einsamen schwedischen See

Heißes Wasser gehört ebenfalls wie das Zungeschaben und Ölziehen zu den nicht-verhandelbaren Teilen meiner Morgenroutine

Warum das warme Wasser zur ayurvedischen Morgenroutine gehört

  1. Warmes Wasser unterstützt die Entgiftung, spült wasserlösliche Toxine aus
  2. es reinigt die Haut, Gewebe und Atemwege, in dem es hilft, Ama abzutransportieren
  3. es regt die Verdauung (Agni) an
  4. es hilft, den Darm zu entleeren
  5. Das Frühstück kann besser verdaut werden, weil warmes Wasser die Verdauungssäfte, unser Agni, anregt
  6. es befeuchtet den Körper und füllt Flüssigkeit, die wir über Nacht durch Schwitzen verlieren, wieder rasch auf
  7. es kurbelt die innere Atmung, die Zellatmung, an und sorgt damit für mehr Energie
  8. es hilft gegen emotionalen, unechten Hunger und kann beim Abnehmen unterstützen

Warmes Wasser direkt nach dem Aufstehen kann für dich auch ein wunderbarer Energiebooster sein und die Müdigkeit vertreiben. Aber auch die Haut bedankt sich, wirkt praller und jünger, da wir mit dem warmen Wasser am Morgen unsere Flüssigkeitsbilanz wieder auffüllen. Denn wir verlieren durch Schwitzen tagsüber, aber besonders auch nachts viel Körperflüssigkeit.

Stoffwechselrückstände und Unverdautes (Ama im Ayurveda genannt), die über Nacht aus den Zellen Richtung Darm transportiert wurden, können leichter ausgeschieden werden. Somit entschlackt, entgiftet und reinigt das Wasser auf ganz einfache Art und Weise unseren Körper – unsere hocheffiziente innere Müllabfuhr. Einfacher geht es nicht, Krankheiten zu vermeiden. Denn im Ayurveda sagen wir, dass Ama die Grundlage aller Erkrankungen ist, weil durch das angehäufte Ama Nährstoffe und Energie im Körper nicht dauerhaft frei fließen können. Mit Ama können unsere Gewebe und Organe nicht ihre Funktionen optimal erfüllen. Deshalb ist es so wichtig, warmes Wasser morgens zu trinken – um alle Kanäle im Körper, besonders im Magen-, Darmtrakt durchzuspülen und zu reinigen.

Da nun aus den Zellen und den Zellzwischenräumen Ama ausgeschwemmt wurde, können die Zellen wieder besser Sauerstoff aus dem Blut aufnehmen – verbessert damit die sogenannte innere Atmung, auch Zellatmung genannt.

Das Frühstück kann besser verdaut werden, weil warmes Wasser die Verdauungssäfte anregt. Das warme Wassern bringt unseren Stoffwechsel, unser Verdauungsfeuer (Agni), in Schwung. Zudem wird Flüssigkeit, die wir über Nacht durch Schwitzen verlieren, rasch wieder aufgefüllt. Damit hat bereits das morgendliche warme Wasser ein so großes Potential für deine Gesundheit.

Probiere auch mal aus, ob du das Wasser nach dem längeren Abkochen auch süßer schmeckst.

Gewichtsabnahme durch heißes Wasser

Falls du abnehmen möchtest, spielt Trinken eine entscheidende Rolle. Denn häufig, wenn wir uns zwischen Mahlzeiten hungrig fühlen, haben wir eigentlich nur Durst. Warmes Wasser senkt die Lust nach Süßem oder Salzigem, weil es den Magen beruhigt und (emotionalen) Hunger dämpft. Zudem sorgt warmes Wasser für eine bessere Entgiftung und Fettverbrennung. Das allein kann beim Abnehmen super unterstützen.

Warum es besser ist, kein kaltes Wasser zu trinken

Dein Agni arbeitet nach dem Aufwachen noch nicht so stark. Du kannst es mit einem gerade entzündeten Lagerfeuer oder Kamin vergleichen. Wir würden mit dem kalten Wasser das kleine Feuer (unsere morgendliche Verdauung) wieder löschen, statt anzuregen. Bedeutet, dein Körper muss Energie aufwenden, um das Wasser überhaupt erst auf Körpertemperatur zu bringen.

(Wenn wir abends ein Glas Wein oder Bier trinken, dürfen wir dies auch gern kalt genießen – und uns bewusst machen, dass damit unser Stoffwechsel reduziert wird.)

Was ist die richtige Trinktemperatur und -menge für welches Dosha

Wir wissen ja aus dem Ayurveda, dass Gleiches Gleiches verstärkt und Gegensätzliches sich ausgleicht. Das erkennen wir, wenn wir intuitiv im Winter lieber zu wärmeren und wärmenden Getränken, im Sommer zu kühleren tendieren.

Äußere Faktoren wie Jahreszeit, sportliche Aktivitäten, körperliche Tätigkeiten, aber auch Stress beeinflussen unser Durstempfinden und unsere Trinkmenge. Allgemein wird empfohlen, zwei Liter Flüssigkeit am Tag zu trinken. Im Ayurveda betrachten wir dies differenzierter.

Schauen wir uns nun die Doshas an:

Vata ist von den Eigenschaften her kalt, trocken, leicht und rauh. Also darf Wasser warm, aber nicht zu heiß getrunken werden. Sehr heißes Wasser hat die Eigenschaft, leicht trocken zu sein. Das ist für Vata nicht optimal, weil Vatas bereits trockene Eigenschaften besitzt.

Geeignete Kräuter, die du mit dem heißen Wasser kochen kannst, um Vata auszubalancieren: Anis, Fenchel, Bärlauch, Kardamon, Koriandersamen, Kurkuma, Kreuzkümmel.

Kapha ist kalt, feucht, schwer. Daher darf das Wasser gern sehr heiß und schluckweise getrunken werden. Es wirkt dann trocknend und leicht machend. Da Kapha per se viel Wasser im Körper speichert, benötigen Kapha-Menschen nicht so viel Wasser über Tag – oft reicht bereits ein Liter.

Geeignete Kräuter, die du mit dem heißen Wasser kochen kannst, um Kapha auszubalancieren: Anis, Fenchel, Basilikum, Kardamon, Koriandersamen, Kurkuma, Kreuzkümmel, Nelken, Rosmarin.

Pitta ist das feurige Dosha und braucht viel Wasser, um das innere Feuer zu regulieren. Zwei Liter zu trinken, fällt Pitta-Menschen leicht. Pitta hat die Eigenschaften scharf, heiß, ölig. Hier darf das Wasser gern lauwarm sein, im Sommer auch Raumtemperatur, um Pitta nicht noch zusätzlich zu erhitzen.

Geeignete Kräuter, die du mit dem heißen Wasser kochen kannst, um Pitta auszubalancieren: Fenchel, Kardamon, Koriandersamen, Kreuzkümmel, Gewürznelken, Rosenblätter.

Höre in dich hinein, um zu erspüren und mit der Zeit sensibel dafür zu werden, wie viel Wasser du über den Tag benötigst. Im Ayurveda versuchen wir eh, viel mehr unserer Intuition zu folgen als starren Regeln.

Meine Tipps für dich rund ums heiße Wasser

Ayurveda to go: trinke den ganzen Tag über heißes Wasser – deine Quelle der Gesundheit

Die einfachste und günstigste Möglichkeit, ayurvedisch zu leben, ist es, auch über Tag heißes Wasser zu trinken. Denn nicht die Menge macht’s, sondern die Regelmäßigkeit. Deshalb haben auch so viele Menschen diese Ayurveda-Routine in ihr Leben integriert. Manche Ayurvedis – wie auch ich – gehen sogar nicht ohne ihre Thermoskanne aus dem Haus. Selbst im Urlaub! 😉

PS: warst du mal in Südamerika? Dort laufen die Menschen auch überall mit ihren Thermoskannen herum … weil sie nicht ohne ihren Mate-Tee leben möchten.

Mein easy-Ayurveda-Tipp: trinke über den Tag verteilt alle halbe Stunde ein paar Schlucke warmes Wasser. Schau mal, ob du dir auch zum Essen eine halbe Tasse heißes Wasser (ohne Zugabe von Kräutern) angewöhnen möchtest. Es stärkt das Agni, unsere Verdauungskraft, und hilft dem Körper, die Nahrung besser zu verdauen. Damit das Agni gut brennen kann, trinke zum Essen nur wenig, direkt vor und bis etwa 1 Sunde nach dem Essen nichts.

Variationen für heißes Wasser und Tipps für fortgeschrittene Ayurvedis

In einem anderen Blog-Beitrag gebe ich dir Tipps für Variationen, falls dir warmes Wasser allein mit der Zeit zu langweilig wird. Und teile Tipps für fortgeschrittene Ayurvedis. Klicke dafür hier.

 

Nun interessiert mich sehr:

  • Welche Tipps hast du für uns, damit du ausreichend Flüssigkeit am Tag zu dir nimmst?
  • Hast du bereits warmes Wasser in deine Morgenroutine aufgenommen? Welche Tipps hast du für uns? Was sind dein ayurvedischen Hacks rund ums heiße Wasser?
  • Wenn du noch kein heißes Wasser trinkst, habe ich dein Interesse geweckt? Und ab wann startest du mit deiner neuen Routine?
  • Welche Fragen hast du an mich? Gibt es für dich Verständnisfragen?

Schreib supergerne unten ins Kommentarfeld. Das interessiert mich sehr – und bestimmt auch viele andere LeserInnen.

Alles Liebe, deine Jutta

heißes Wasser im Ayurveda

Feedback

  • Angela Beims

    Wie ist die richtige Reihenfolge:
    Zuerst Zunge schaben & Öl ziehen
    Und dann warmes Wasser trinken?
    Kann ich statt warmem Wasser eine Tasse Tee, zB Kapha Tee trinken am Morgen?

    • Hallo liebe Angela,
      es gibt in der Ayurveda-Welt beide Philosophien – ob erst Zunge schaben oder erst Öl ziehen.
      Für mich persönlich fühlt es sich besser an, wenn ich erst die Zunge geschabt habe und dann ca. 10 Minuten das Öl ziehe. Dann sind die Absonderungen auf der Zunge auch schon entfernt. Kleiner Zusatztipp: inzwischen füge ich dem Sesamöl einen Tropfen des ätherischen Öls OnGuard von doTERRA bei. Was in der dunklen Jahreszeit gleich mein Immunsystem aktiviert.

      Danach trinkst du ein großes Glas warmes Wasser, evtl. mit dem Saft einer halben Zitrone oder falls du doTERRA Öle nutzt, 1-2 Tropfen Lemon-Öl.
      Ich würde noch nicht mit Kapha-Tee starten, sondern erst das warme Wasser trinken. Denn das es signalisiert dem Körper, den Stoffwechsel aufzuwecken und den „Müll der Nacht“ nun nach außen zu transportieren. Zudem füllst du Flüssigkeit, die in der Nacht durch Schwitzen verloren ging, wieder wunderbar aus.
      Das Lemon-Öl unterstützt die Entgiftung des Körpers und sorgt für ein basisches Milieu.
      Zum Frühstück und danach kannst du dann gerne deinen Kapha-Tee genießen.

      Schreib mir gern, wie du es für dich löst. Alles Liebe, Jutta 💖

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