Ayurveda, die Wissenschaft vom Leben

Der Ayurveda wird ja meist mit der „Wissenschaft des Lebens“ oder der „Weisheit des Lebens“ übersetzt. Mich spricht besonders der Satz an:

Es ist das Wissen um ein glückliches, gesundes und langes Leben.

Der Ayurveda wie auch der Yoga, seine Schwesternwissenschaft, möchten, dass wir das Beste aus unserem Leben machen. Beide kommen aus der gleichen Tradition, haben ähnliche Schriften und beziehen sich jeweils aufeinander. Sie stellen die gleichen Fragen, wie Zusammenhänge bestehen, wie die Natur und wie wir funktionieren, wie alle Abläufe in der Natur und in uns zusammenhängen.

Was meint nun der Ayurveda mit dem Satz "Wir sind ein Mikrokosmos im Makrokosmos"?

Ayurveda betrachtet den Menschen als ein individuelles Abbild des gesamten Universums, ein Mikrokosmos im Makrokosmos. Der Mensch ist nicht nur Teil des Universums, sondern besteht sogar aus den gleichen Bestandteilen, wie alles in der Schöpfung. Das bedeutet, dass alles, was es im Makrokosmos gibt, auch im Mikrokosmos existiert. Der Makrokosmos ist die Welt um uns herum. Der Mikrokosmos ist der Mensch. Es bedeutet, dass all das, was wir in der Natur und im Universum beobachten, wir auch in uns finden können: was im Außen ist, ist auch im Innen. Ist es im Sommer im Außen heiß, verstärkt das auch Hitze in uns. Wir dürfen uns runterkühlen, um uns auszugleichen. Ist es draußen feucht-kalt (wie im späten Winter oder frühen Frühjahr), macht es sich ebenso in unserem Körper bemerkbar, z.B. durch Trägheit und Frühjahrsmüdigkeit. Da hilft uns oft eine leichte Ernährung und/oder ein Detox .

Spätestens seit dem Ukrainekrieg und den Auswirkungen auf unser Leben erfahren wir, dass über die Jahreszeiten hinaus alles mit allem zusammenhängt. Was in unserer Welt alles miteinander verwoben ist. Im Positiven wie auch aktuell in der furchtbaren Krise.

Die Natur ist zyklisch, auf den Tag bezogen, auf Jahreszeiten und in Lebenszyklen. All das ist in jeder Zelle jeder Pflanze gespeichert. Es sind alle Informationen gespeichert, z.B. wie die Lebensbedingungen der Pflanze sein müssen. Können sie Trockenheit gut vertragen wie Palmen oder Kakteen oder brauchen sie viel Feuchtigkeit wie Moose und Farne. Welche Nährstoffe sie benötigen. Wie der Licht- und Wärmebedarf ist. Wie sie sich an Klimazonen und Jahreszeiten anpassen. Eine Tulpe oder der Bärlauch sind so programmiert, dass sie im frühen Frühjahr wachsen und blühen. Während die Zeit für Kürbis und Nüsse im Herbst kommt. Darüber hinaus ist es relevant, ob die Lebensbedingungen der jeweiligen Pflanzenwelt im Einklang mit ihrer Bestimmung ist. Nur dann können sie sich optimal entwickeln. Gerade in diesem extrem trockenen und heißen Sommer konnten wir erleben, wie Bäume frühzeitig braun wurden und ihre Blätter abgeworfen haben. Unsere Hortensien im Garten, die uns normalerweise mit großen Büschen und farbenfrohen Blüten erfreuen, sind in diesem Jahr viel kleiner, wirken trocken mit sehr kleinen und blassen Blüten.

Genauso verhält es sich bei uns Menschen auch. Auch in unseren Zellen, unserer DNA sind Informationen festgelegt, welche Lebensbedingungen für uns optimal sind. Auch wir unterliegen den Zyklen der Natur – auch wenn wir es in unseren industrialisierten, technischen Lebensformen kaum noch wahrnehmen (wollen).

Die Bausteine der Schöpfung sind im Ayurveda die 5 Naturelemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Raum/Äther. Alles, was wir kennen und mit unseren Sinnen beobachten können, besteht aus diesen Elementen in total individueller Ausprägung. Unsere Erde mit allem, was auf der Erde existiert, aber auch das ganze Universum werden als Makrokosmos bezeichnet.

Wir als Menschen sind in diesem Makrokosmos ein Teil der zyklischen Natur und der natürlichen Elemente und brauchen den Austausch mit der Natur, um leben zu können. Deshalb sind wir ein Mikrokosmos.

Der Kosmos in uns besteht ebenso aus den 5 Naturelementen, aus denen auch unsere Umgebung, unsere Natur, unsere Erde und das Universum bestehen. Lernen wir diese verschiedenen Strukturen der Natur zu verstehen, hilft uns das enorm, um wieder mehr und mehr im Einklang mit der Natur zu leben.

Die 5 Naturelemente im Kosmos und in uns

fünf Naturelemente im Ayurveda
fünf Naturelemente im Ayurveda

Die fünf Elemente werden auch Bioenergien genannt und haben jeweils unterschiedliche Eigenschaften und sind symbolisch auch in unserem Körper vertreten:

Feuer: Sonne, das Feuer in uns
Wasser: Flüsse, Seen, Meere, unsere Körperflüssigkeiten
Erde: Basis und Struktur, auf der wir gehen, aber auch die Struktur in uns
Luft: die wir atmen, die Luft um uns herum
Raum/Äther: der leere Raum wie unsere Atmosphäre, das Universum/der Kosmos, aber auch in uns. Dazu gehören alle Hohlräume wie die Atmungsorgane, der Magen-Darm-Trakt oder die Blutgefäße.

Die Erde bildet die Struktur und Form der Zelle.
Wasser ist der Zellflüssigkeit zugeordnet.
Das Feuer wird im Zellstoffwechsel beobachtet.
Die innere Atmung verkörpert das Element Luft.

Das hilft uns zu verstehen, dass wir Natur sind, ein Teil der Natur. Und alle 5 Naturelemente in uns tragen. Selbst in unseren Zellen, den kleinsten Einheiten unseres Körpers, sind alle 5 Elemente enthalten – in unterschiedlichen Ausprägungen.

Daraus werden die drei Doshas, die Bioenergien, gebildet: Vata, Pitta und Kapha. (auch hierzu werde ich für dich einen gesonderten ausführlichen Blogbeitrag schreiben). Sie formen unseren gesamten Körper. Diese Informationen sind auch in jeder Zelle abgelegt. In unseren Genen ist festgelegt, ob wir groß oder klein, kräftig oder zierlich, hell- oder dunkelhäutig werden, rote, blonde oder dunkle Haare bekommen, ob wir eine rasche Auffassungsgabe haben oder ein Zahlenfreak werden. Die fünf Elemente finden wir in all unseren Lebensabläufen, im Körperlichen, in unseren Gedanken und Gefühlen, in Verhal­tensweisen. Und wir brauchen Lebensbedingungen, um uns optimal entfalten zu können. Dazu gehören Nährstoffe, Substanz und Struktur, Feuchtigkeit und Wasser, Wärme, Beziehungen. Stehen diese nicht in dem Verhältnis zur Verfügung, wie wir sie individuell benötigen, kommen wir aus unserem Gleichgewicht. Wir benötigen den Makrokosmos, damit unser Mikrokosmos im Gleichgewicht bleibt.

Genau deshalb verliert auch der Ayurveda selbst in unserer hochindustrialisierten westlichen Welt spannenderweise nicht an Aktualität. Er fragt und beantwortet, wie wir optimal im Zyklus der Natur leben können und welche individuellen Eigenschaften welche Bedingungen benötigen. Er hat Antworten darauf, wie wir unsere Gesundheit erhalten können. Eingangs hast du die Beispiele mit der sommerlichen Hitze (Pitta) und der feuchten Kühle (Kapha) gelesen. Im windig-kühlen Herbst ist Vata dominant. Was bedeutet, dass auch wir sprichwörtlich „durch den Wind“ sein können. Denn Gleiches verstärkt Gleiches. Was können wir für uns dann Gutes tun? Wir können uns mit Wärme, mehr Pausen, angepasster Ernährung und erdenden Ritualen ausgleichen, damit wir in unserem inneren Gleichgewicht bleiben können.

Der Ayurveda erklärt auch so wunderbar nachvollziehbar, wodurch Ungeichgewichte und Krankheiten entstehen und wie wir Ursachen von Krankheiten meiden, verringern oder gar beseitigen können.

Deshalb möchte der Ayurveda einen natürlichen Lebensstil fördern, um das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist, Seele und Umwelt zu bewahren oder wiederherzustellen.

Stress im Ayurveda und Asthma
Stress bringt Ungleichgewichte in den Körper

Gerade jetzt in der beginnenden Herbstzeit merken wir so sehr, wie wir uns getrieben fühlen und unsere Termine immer mehr werden. Wir hetzen von Termin zu Termin, essen Fertiggerichte to go, sitzen stundenlang vor dem Laptop oder Smartphone und wundern uns, warum wir gestresst sind und nicht gut schlafen können.

Spannenderweise hat der Ayurveda auf alle diese modernen Probleme eine Antwort – auch wenn er bereits etwa 5.000 Jahre alt ist. Denn er verfolgt ein ganzheitliches Konzept. Er betrachtet unsere Lebensprozesse nicht nicht isoliert, sondern immer im
Zusammenhang mit der Natur und unserer Umgebung. Denn wir Menschen sind ein Mikrokosmos im Makrokosmos.

Vertiefen wir uns weiter in das Prinzip des Mikrokosmos im Makrokosmos, können wir das Universum/die Welt als Ansamm­lung verschiedener Energiefor­men betrachten. Es beginnt mit einer so feinstofflichen, unmanifestierten Energie, dass wir sie weder sehen noch messen können. Der manifeste Aspekt betrifft einerseits unseren Körper als feste Materie und im Makrokosmos noch gröbere Materie wie Berge, Steine und Fel­sen.

Unser Mikrokosmos wird grobstofflich in den Körper mit Kno­chen, Muskeln, Or­ganen, Zellverbänden und Zellen definiert. Unsere Haut ist unsere äußerer Abgrenzung.

Die fünf Körperhüllen - Pancha Kosha

Pancha Kosha
Pancha Kosha, die fünf Körperhüllen

Im Ayurveda und Yoga sprechen wir von unseren fünf Körperhüllen, den Pancha Kosha (hierzu werde ich in einem anderen Blogbeitrag vertieft eingehen), die den Mikrokosmos in uns verkörpern. Beginnend mit dem physischen Körper, dann feiner werdend mit dem Energie­körper, den wir noch gut wahrnehmen können. Feinstofflicher wird dann unser mental-emotionaler Körper, der unsere Gefühle und Gedanken inne hat.

Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere feinstofflichen Ebenen. Diese sprechen wir gezielt im Yoga an. Es geht um unseren Weisheits- oder Intuitionskörper und ganz im Innern umhüllt unser sogenannter „Glückseligkeitskörper“ unseren wahren inneren Kern, unser tiefstes, wahres Sein, der verschiedene Namen hat: Atman oder das innere SELBST. Im Yoga ist das Ziel, diese inneren feinstofflichen Körpern nach und nach freizulegen und erfahrbar zu machen, um zu unserer wah­ren Es­senz vordringen.

Wir selbst sind für unser Leben verantwortlich. Wir haben „nur“ den einen Körper. Aber wir können unser Leben sinnvoll und im Einklang mit der Natur leben – und da bietet uns das Modell der Pancha Kosha und der Ayurveda ein wundervolle Unterstützung.

Jutta Gründler | YuttaYoga

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Alles Liebe, deine Jutta

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