Sep. 2024

Ajowan (Ajwain) – Der Königskümmel in der ayurvedischen Hausapotheke

Im Ayurveda nutzen wir Kräuter und Samen nicht nur zur Heilung, sondern auch zur Prävention. Ajowan, auch bekannt als Königskümmel oder Wilder Sellerie, ist ein Gewürz mit thymianähnlichem Aroma, das leicht bitter schmeckt und eine dezent süße Note hat.

Schon im alten Ägypten wurde es wegen seiner desinfizierenden Wirkung geschätzt – heute findet es sich in Mundspülungen und Hautdesinfektionsmitteln. Bereits Hildegard von Bingen schätzte seine verdauungsfördernden Eigenschaften. Im Folgenden betrachten wir den Stellenwert von Ajowan im Ayurveda und seine therapeutischen Eigenschaften. Vor allem werde ich speziell die Wirkung der Gewürze auf Atemwege, Infekte, Immunsystem und Asthma beleuchten.

Der Stellenwert von Ajowan im Ayurveda

Ajowan, auch als Königskümmel bekannt, hat in der ayurvedischen Praxis einen besonderen Stellenwert, vor allem zur Unterstützung der Verdauung. Schon im alten Orient wurde dieses scharfe und aromatische Gewürz verwendet, um schwer verdauliche Speisen wie Linsen, Kartoffeln oder tierische Produkte bekömmlicher zu machen. Ajowan regt den Appetit an, lindert Blähungen und Völlegefühl und wirkt krampflösend.

Darüber hinaus ist Ajowan reich an Thymol, einem natürlichen Antioxidans und entzündungshemmenden Mittel. Dies stärkt nicht nur die Verdauung, sondern hilft auch, das Immunsystem zu unterstützen, Erkältungen vorzubeugen und die Atemwege zu heilen.

Im Ayurveda ist Ajowan Bestandteil vieler Gewürzmischungen, darunter Hingvashtaka, die besonders bei Verdauungsbeschwerden empfohlen wird. Durch seine vielseitigen Eigenschaften spielt Ajowan eine wichtige Rolle in der ayurvedischen Hausapotheke.

Geschmack und Doshas

Geschmack (Rasa)

  • Rasa (Geschmack): Katu (scharf) und Tikta (bitter)
  • Guna (Eigenschaften): Laghu (leicht), Ruksha (trocken)
  • Vipaka (Stoffwechselwirkung): Katu (scharf nach der Verdauung)
  • Virya (thermische Wirkung auf den Körper): Ushna (erhitzend, wärmend)

Wirkung auf die Doshas

Ajowan wirkt durch seine erhitzende Wirkung senkend auf Vata und Kapha, erhöht jedoch das Pitta-Dosha.

Für Menschen mit einem hohen Pitta ist es daher wichtig, Ajowan nur in Maßen zu konsumieren, da es sonst zu einem Ungleichgewicht führen kann.

Wirkungen auf Verdauung und Agni

Ajowan ist bekannt dafür, das Verdauungsfeuer (Agni) zu stärken. Es fördert die Verdauung, indem es Blähungen und Völlegefühl lindert und die Verdauung schwerer Nahrungsmittel unterstützt.

Ein starkes Agni ist im Ayurveda zentral für die allgemeine Gesundheit, da es den Stoffwechsel reguliert und Nährstoffe optimal verarbeitet.

Therapeutische Eigenschaften bei Atemwegsinfekten und Asthma

Ajowan hat eine lange Tradition in der Behandlung von Atemwegserkrankungen, insbesondere Asthma und Bronchitis.

Linderung von Atembeschwerden

Die scharfen und erwärmenden Eigenschaften von Ajowan öffnen die Atemwege und lindern Atembeschwerden, indem sie Schleim in den Bronchien lösen. Eine einfache Anwendung ist das Erhitzen der Samen, um sie in ein Baumwolltuch zu wickeln und auf den Brustbereich zu legen, um die Atmung zu erleichtern.

Schleimlösende Wirkung

Ajowan wird traditionell als Schleimlöser verwendet, was speziell bei schleimigen Bronchitis und Asthma von Vorteil ist. Für Kapha-dominierte Verschleimungen ist eine Mischung aus gemörserten Ajowan-Samen und Buttermilch empfehlenswert, um den Schleim zu lösen und Kapha zu senken.

Weitere Anwendungen bei Atemwegsbeschwerden

Wenn der Stirnhöhlenbereich blockiert ist oder du unter Schnupfen oder Migräne leidest, kannst du dir einen starken Ajowan-Dekokt (Abkochung) herstellen und damit inhalieren. Dies hilft, die Atemwege zu befreien und den Druck zu lindern.

Anwendungen bei Verdauungsproblemen

Ajowan ist besonders effektiv bei Verdauungsstörungen und Blähungen. Ein starker Ajowan-Dekokt (Abkochung), den du mehrmals täglich trinkst, kann bei Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Verdauungsstörungen wahre Wunder wirken.

Zudem regt Ajowan den Appetit an und unterstützt die Verdauung schwerer Speisen.

Anwendung in der ayurvedischen Hausapotheke

Ajowan enthält bis zu 5 % ätherische Öle, die für seinen intensiven Geschmack und die feine Schärfe sorgen. Das enthaltene Thymol, das du von Oregano und Thymian kennst, hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile, insbesondere bei Verdauungsbeschwerden.

In der ayurvedischen Küche und Hausapotheke ist Ajowan ein echtes Multitalent. Es unterstützt die Verdauung, wirkt bei Atemwegsbeschwerden wohltuend als Inhalation und verleiht herzhaften Gerichten eine würzige Note.

Einsatzgebiete von Ajowan: Übergewicht, Migräne, Durchfall, Blähungen, Darmentzündungen, Magenkrämpfe und Bronchialbeschwerden.

 

So kannst du Ajowan verwenden:

  • Als Gewürz: um schwer verdauliche Speisen bekömmlicher zu machen.
  • In einer Gewürzmischung: probiere unbedingt meine immunstärkende Gewürzmischung aus
  • Als Tee oder Dekokt: Bei Verdauungsproblemen oder als Atemwegsunterstützung.
  • Zum Inhalieren: Bei Stirnhöhlenproblemen oder Migräne.
  • Für klare Atemwege: Gib 1–2 Teelöffel Ajowan in heißes Wasser und inhaliere den aufsteigenden Dampf – ideal bei Atemwegsbeschwerden.
  • Zum Auflegen: Samen erhitzen, in ein Tuch wickeln und auf den Brustbereich legen, um Atembeschwerden zu lindern.

 

Meine Tipps für die Küche

Ajowan ist nicht nur ein kräftiges Gewürz, sondern auch vielseitig einsetzbar. Damit die Samen ihr volles Aroma entfalten, solltest du sie nach dem Rösten komplett auskühlen lassen, bevor du sie mörserst. Alternativ kannst du sie in Öl anrösten und direkt weiterverarbeiten.

Roh weckt Ajowan mit seiner sanften Schärfe deine Sinne – das liegt an den vielen ätherischen Ölen. Nach ein paar Sekunden verwandelt sich die Schärfe in eine dezent nussig-warme Süße. Du kannst die Aromen von Ajowan wunderbar variieren: Wenn du den zart-nussigen Geschmack magst, mörsere die ganzen rohen Körner und backe oder koche sie mit. Wenn du es magst: beim Rösten wird das scharf-bittere Aroma intensiver. Probier doch mal, Ajowan in etwas Fett anzubraten und ihn sparsam über einen lauwarmen Linsensalat zu streuen – er peppt den Geschmack überraschend auf!

Ajowan hat ein starkes und für viele ungewohntes Aroma. Das liegt an dem thymianartigen Geschmack. Daher gilt: Lieber bei der ersten Anwendung sparsam dosieren. Keine Sorge, das intensive Aroma verfliegt schnell und gibt deinen Gerichten eine harmonische nussig-süße Note.

Passt zu:
Ajowan harmoniert hervorragend mit Kartoffelgerichten, Hülsenfrüchten, stärkereichem Gemüse wie Süßkartoffeln und Kürbis, sowie traditionellen ayurvedischen Gerichten wie Kitchari und Brot oder gefüllten Fladen (z.B. Samosas).

Gewürzpartner:
In Kombination mit Chili, Knoblauch, Ingwer, Fenchel, Gewürznelken, Koriander, Kurkuma, Pfeffer, Zimt, Schwarzkümmel, schwarzem Senf und Piment entfaltet Ajowan sein volles Potenzial.

Einkaufshinweis:
Achte beim Kauf darauf, Ajowan nicht mit Liebstöckel (Maggiekraut) zu verwechseln. Obwohl sie sich optisch ähneln, sind sie botanisch und in ihrer Wirkung völlig unterschiedlich. Ajowan bekommst du im Fachhandel, in gut sortierten Asiamärkten oder Ayurveda-Shops.

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Fazit und neugierig auf mehr?

Ajowan ist ein vielseitiges Gewürz, das im Ayurveda sowohl zur Unterstützung der Verdauung als auch bei Atemwegserkrankungen wie Asthma eingesetzt wird. Seine scharfe, erhitzende Natur macht es ideal für Vata- und Kapha-Typen. Dennoch sollte die Anwendung immer in Absprache mit einer qualifizierten Ayurveda-Expertin erfolgen, insbesondere bei Pitta-Dominanz.

Ajowan ist nur eines der vielen kraftvollen Gewürze und Kräuter, die im Ayurveda genutzt werden. Schau dir gerne auch meine weiteren Blogartikel zu den Kräutern, Gewürzen und Samen der ayurvedischen Hausapotheke an.

Welches Gewürz oder Kraut möchtest du gerne näher kennenlernen? Hinterlasse mir einen Kommentar oder schreib mir, welches Thema dich besonders interessiert!

Atementspannte Grüße

deine Jutta 🌬 💚

Jutta in Küche mit Mörser, Gewürzen

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